Beliebtes Langohr – Kaninchen als Haustiere halten

Kaninchen werden bereits seit der Antike als Haustier gehalten. Früher in aller erster Linie als Nahrungsquelle. Erst im Zuge des 20. Jahrhunderts begann man Kaninchen auch als Haustier im Sinn von Gefährten zu halten. Mittlerweile zählt es zu den beliebtesten Kleintieren. Gleichzeitig ist es aber auch trauriger Weise eines der Tiere, die am öftesten misshandelt oder gequält werden. In unserem Schwerpunktthema Kleintiere haben wir uns bereits dem Hamster und dem Meerschweinchen gewidmet. Diesmal geben unsere Experten Tipps für die Anschaffung, artgerechte Haltung und den Umgang mit den süßen Fellnasen. 

Kaninchen-Nager-Kleintiere

Kaninchen sind beliebte Haustiere – Ihre Haltung erfordert viel Liebe und Aufmerksamkeit

Sich ein Kaninchen anschaffen
Wie bei allen Haustieren sollte man vor der Anschaffung einige Aspekte berücksichtigen. Ein Haustier ist eine langfristige, lebensverändernde Entscheidung, die den Alltag über einen längeren Zeitraum beeinflussen wird. In erster Linie vor allem positiv. Dennoch, wenn es auch für das Tier positiv sein soll, sind artgerechte Haltung, Pflege, Versorgung und Beschäftigung unentbehrlich und das täglich, auch im Urlaub, während man krank ist oder in sonstigen Ausnahmesituationen muss für ein Tier gesorgt werden. Kaninchen haben bei guter Fürsorge eine Lebenserwartung von ca. zehn Jahren. Für kleine Kinder eignen sich die Nager aus mehreren Gründen nur bedingt: Kinder könnten die Lust und Freude am Kaninchen verlieren, wer kümmert sich dann darum? Außerdem werden Kaninchen bei hektischen und groben Bewegungen in Angst und Schrecken versetzt. Das stresst die Tiere zunehmend und ist sehr unangenehm für sie. Zudem sind Kaninchen hochintelligente Tiere, die sanfte und anspruchsvolle Beschäftigung benötigen. Kinder können dieses Bedürfnis oft nicht erfüllen. Darum sollten Kaninchen, wenn nur für ältere Kinder angeschafft werden und im Hinterkopf sollte man immer haben, dass man eventuell für die Pflege und Haltung selbst aufkommen muss.

Von Einzelhaltung wird strikt abgeraten. Kaninchen sind gesellige Tiere und können in Einzelhaltung schnell Langeweile entwickeln. Daraus ergeben sich dann Verhaltensstörungen, wie scheues Beißen, lautes herumklopfen im Stall, Zerren an den Käfigstäben oder Kratzen. Deshalb sollten Kaninchen immer zu zweit gehalten werden. Am besten eignen sich ein Männchen und ein Weibchen, wobei das Männchen natürlich kastriert sein muss. Geschwisterpärchen sind dabei zu empfehlen. Auch zwei Männchen können zusammen gehalten werden. Jedoch sollten sie ebenfalls kastriert werden, so können Urin-Markierungen und eventuell Kämpfe vermieden werden. Zwei Weibchen eignen sich weniger in der Haltung. Es gibt jedoch einige Ausnahmefälle, die das Gegenteil beweisen. Es kommt ganz auf den Charakter und auf die Haltung der Tiere an (eigene Rückzugsorte, genug Beschäftigung, artgerechtes Futter usw.)

Haltung und Käfig bei Kaninchen
Käfige für Kaninchen gibt es in den verschiedensten Formen. Generell gilt 2m² pro Kaninchen muss der Käfig mindestens groß sein. Je größer desto besser. Zugluft und Lärm sollten vermieden werden. Die Tiere reagieren darauf sehr empfindlich (z.B. Erkältung oder Stress-Symptome). Umgekehrt sollte der Käfig natürlich auch nicht in der direkten Sonneneinstrahlung bzw. neben einem Heizkörper stehen. Zusätzlich sollte am Käfig einen Nippeltränke angebracht sein, sowie eine Heu-Raufe und ausreichend Futternäpfe vorhanden sein. Der Käfig muss mindestens 1-2 pro Woche gereinigt werden. Am besten arbeitet man dabei mit warmen Wasser und speziellen Desinfektion-Sprays. Als Einstreu kann klassisches Kaninchen-Einstreu aus dem Fachhandel verwendet werden, sowie Heu oder Stroh. Neben einem großen, artgerechten Käfig brauchen die Tiere am Tag mindestens 4-5 Stunden Auslauf. Dafür eignet sich ein Freilaufgehege im Garten (aus dem Fachhandel oder Baumarkt) oder der Freilauf in der Wohnung. Die Tiere müssen sich austoben können, sie haben einen natürlichen Drang dazu. Beim Freilauf im Garten unbedingt auf Gefahrenquellen wie direkte Sonneneinstrahlung, zu wenig Trinkwasser, wilde Tiere oder Giftpflanzen achten. Bei Freilauf in der Wohnung muss diese dann entsprechend Kaninchen sicher gestaltet werden. Freistehende Kabel, Giftpflanzen oder Gegenstände, die auf das Tier runterfallen können, müssen entfernt werden.

Verhalten und Beschäftigung bei Kaninchen 

Kaninchen brauchen, wie jedes andere Haustier auch Beschäftigung und Herausforderungen. Besonders dafür geeignet sind Höhlen, Äste oder Futterbälle. Im Fachhandel gibt es einige Zubehörs, die für den Nager im Alltag spannend sein können.

Wichtig ist auch auf die Körpersprache seiner Kaninchen zu achten. Sie gelten zwar als stumm können aber im Stress oder wenn ihnen etwas nicht gefällt knurren. Wenn sie Todesangst haben, fangen sie sogar an laut zu schreien. Hier einige Verhaltensweisen, die man gut deuten kann:

  • Ruhiges Sitzen: Das Kaninchen ruht sich aus und ist entspannt
  • entspannte Seitenlage: Wenn es sich wohl und sicher fühlt, dann schläft es in Seitenlage
  • Anstubsen: Es möchte Aufmerksamkeit, z.B. Streicheln
  • Männchen machen: Das Kaninchen ist neugierig
  • Ablecken: Das Tier drückt Zuneigung
  • Scharren und Kratzen: Das ist ein natürlicher Trieb, der selten unterbunden werden sollte
  • Geduckte Haltung: Angst
  • Beißen: Stress, Angst, es passiert etwas, dass dem Tier nicht gefällt

Artgerechte Ernährung für Kaninchen
Die Ernährung des Kaninchen muss ausgewogen und artgerecht sein. Generell empfiehlt sich das Tier, je nach Bewegung, 2 Mal am Tag zu füttern (morgens und abends). Heu und frisches Wasser sollten immer zur Verfügung stehen. Die Ernährung des Kaninchens setzt sich aus Trockenfutter, frischem Grünfutter und Obst und Gemüse zusammen. Salat, Äpfel und Karotten mögen die Nager besonders gerne. Zusätzlich sollte auch auf Mineralien in Form von speziellen Salzsteinen geachtet werden. Leckereien für zwischendurch gibt es im Fachhandel, sollten aber nur in Maßen gefüttert werden. Übergewichtige Kaninchen haben eine verkürzte Lebensdauer.

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Die TIERFREUNDE ÖSTERREICH sind Österreichs Club für Haustierbesitzer. Fundierte Information und Beratung zu haustierspezifischen Themen sind Kernaufgaben der gemeinnützigen Organisation, die sich mit einem umfassenden Servicepaket sowie Initiativen um die Anliegen von Haustierbesitzern kümmert.

Bild: Harry Hautumm  / pixelio.de

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